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Workshop: Vom Plattform-Kapitalismus zum Plattform-Kooperativismus?

Was mein ist, ist dein? Nach anfangs überwiegend positiven Erwartungen an die Sharing Economy wird in jüngerer Zeit vermehrt Kritik laut. Diese prangert die Machtkonzentration und verschiedene negative Auswirkungen der Geschäftsmodelle der großen profitorientieren Plattformunternehmen wie Amazon, Airbnb oder Uber an. Im Workshop wollen wir uns mit diesen Entwicklungen und Kontroversen auseinandersetzen und Alternativen und Gegenbewegungen wie den Plattform-Kooperativismus kennenlernen und diskutieren.

Mit neuen digital vermittelten Formen des Teilens, Tauschens und Gemeinsam-Nutzens in der Plattformökonomie werden viele positive Erwartungen wie eine bessere Ressourceneffizienz oder gesteigerte Teilhabe verbunden. Auf der anderen Seite stehen die großen Plattformunternehmen wie Amazon, Airbnb, Facebook oder Uber in den letzten Jahren zunehmend in der öffentlichen Kritik. Diese verfügten aufgrund der Marktkonzentration über beträchtliche Macht, schöpften durch die zentrale Sammlung von Nutzer*innen-Daten Renten ab, umgingen gesetzliche Regelungen oder Besteuerung und förderten eine Prekarisierung der Arbeit sowie die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche. Beobachter wie Sascha Lobo oder Martin Kenney sehen in der sogenannten „Sharing Economy“ deshalb vor allem einen euphemistisch benannten Aspekt einer neuen digitalen Wirtschaftsordnung: den „Plattform-Kapitalismus“.
Als Reaktion auf diese Kritik werden verstärkt Forderungen nach einer Demokratisierung der Plattformökonomie laut. Unter dem Schlagwort „Plattform-Kooperativismus“ formiert sich eine soziale Bewegung, die auf kooperativ organisierte Plattformen, die ihren Nutzer*innen mehr organisationales Mitbestimmungsrecht verleihen sollen, setzt. Statt von profitorientierten Unternehmen abhängig zu sein, könnten diese als Mitbesitzer*in und –entscheider*in einer Plattform fungieren und gemeinwohlorientierter handeln. Die Bewegung umfasst Vordenker aus dem akademischen Bereich wie Trebor Scholz oder Nathan Schneider, konkrete Plattform-Projekte wie dem genossenschaftlich organisierten Online-Marktplatz Fairmondo sowie PlatformCoop Gruppen in verschiedenen Städten weltweit, welche den Ansatz verbreiten und diskutieren wollen.
Im Workshop möchten wir zunächst auf die Grundlagen und die Funktionsweise der Plattformökonomie (Zweiseitige Märkte, Digitalisierung als Treiber) eingehen und aktuelle Entwicklungen und Kontroversen näher beleuchten. Anschließend soll die vermeintlich sozial-ökologischere Alternative des Plattform-Kooperativismus diskutiert werden. Leitende Fragen dabei können sein: Welche Rolle spielen Kooperativen und Genossenschaften im digitalen Raum? Welche Potentiale für eine sozial-ökologische Transformation bieten sie? Stellen sie tatsächlich eine adäquate Antwort auf die Probleme des „Plattform-Kapitalismus“ dar? Oder braucht es gar ganz andere Ansätze?